Darf ein Christ sich mit Zauberei abgeben?
Viele Christen sind verunsichert, wenn es um „Zaubern“ geht. Die Bibel lehrt ganz klar, dass jede Art von Okkultismus und Zauberei Sünde ist:
Offenbar aber sind die Werke des Fleisches; es sind: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, … und dergleichen. Von diesen sage ich euch im Voraus, so wie ich es vorhersagte, dass die, die so etwas tun, das Reich Gottes nicht erben werden.
(Gal 5,19.21)
Aber wir müssen hier deutlich Zaubern unter Nutzung okkulter Kräfte oder Vortäuschung solcher von der Unterhaltungskunst „Zaubern“ (auch „Magie“ genannt) trennen. In der deutschen Sprache gibt es leider keine trennenden Bezeichnungen für diese grundverschiedenen Dinge (im Niederländischen wird zum Beispiel das übernatürliche „Toveren“ von dem „Goochelen“ [im Deutschen hat das Wort „Gaukler“ dieselbe Herkunft] der Zauberkünstler unterschieden). Bühnenkünstler sind in der Regel „Illusionskünstler“, die mit Hilfe von Tricks ihre Effekte erzielen. Es gibt keinen Zauberkünstle, der für seine Effekte okkulte Kräfte benötigt. In der Regel bestätigen dies auch alle Künstler (im Gegensatz zu den okkulten Zauberern) auf Anfrage. Die Effekte sind für Laien oft so stark, dass sie sich keine andere Möglichkeit als die Verwendung übernatürlicher Kräfte zur Erklärung vorstellen können. Aber für uns Leute „vom Fach“ stellt es meistens kein großes Rätsel dar, wie z.B. ein Mensch frei auf einer Bühne zu fliegen beginnt oder Dinge scheinbar aus dem Nichts erscheinen oder wieder dahin verschwinden. Ein gutes Maß Technik, Fingerfertigkeit und gezielte psychologische Irreführung der Wahrnehmung des Zuschauers addieren sich dabei zu der perfekten Täuschung.
Amerikanische Christen, die Gospelmagic seit Jahrzehnten erfolgreich einsetzen, gehen noch einen Schritt weiter. André Kole, einer der bekanntesten Vertreter dieser Gruppe, sagt seinem Publikum, dass er aufgrund seiner Bibelkenntnis und seiner Erfahrung als Zauberkünstler und Christ noch nie einen Beweis für die Möglichkeit der Nutzung okkulter Kräfte durch Menschen gefunden habe (siehe auch hier). Er hat seit vielen Jahren einen hohen Geldbetrag für denjenigen ausgesetzt, der ihm solche nicht durch Gott gewirkten Wunder zeigen kann. Alle bisher angetretenen Kandidaten konnte er als Scharlatane entlarven.
Die biblische Argumentation geht bei dieser Lehrauffassung davon aus, dass nur Gott Wunder wirken kann, während Satan zwar Macht über den Geist eines Menschen gewinnen kann, die von ihm oder seinen Anhängern vorgeführten „Wunder“ aber immer „Wunder der Lüge“, also Betrug sind. So wären die Wunder Jesu nie Beweis seiner Göttlichkeit gewesen, wenn Satan sie auch hätte wirken können. Auch sagt die Bibel, dass nur Gott Dinge aus dem Nichts erschaffen kann (er ist Schöpfer aller Dinge). Satan ist immer nur Nachahmer. In der Tat zeigt ein genaues Bibelstudium, dass man wahrscheinlich alle Stellen, in denen die Rede von okkulten Phänomenen ist, in dieser Weise interpretieren kann, während Stellen, in denen von göttlichen Wundern berichtet wird, sich in der Regel nie als „simple Täuschungen“ interpretieren lassen. Lassen wir diese Lehrauffassung einfach mal im Raum stehen, denn ein endgültiges Urteil über die Wirklichkeit dieser Phänomene wird uns wohl erst möglich sein, wenn wir „von der Immanenz zur Transzendenz“ gewechselt haben.
Es bleibt aber die Frage, ob Christen sich mit diesen „Zauberkunststücken“ befassen sollten, ja sie sogar für missionarische Zwecke einsetzen sollten. Immerhin gehören zu den Täuschungsmitteln ja auch dreiste Lügen, mit denen das Publikum in die Irre geführt wird. Nun eins ist sicher: Ein Christ, der solche Zauberkunst vorführt, muss das Publikum vorher über die Tatsache aufklären, dass er ausschließlich Tricks verwendet, um Illusionen als Wirklichkeit erscheinen zu lassen. Er sollte auch darauf hinweisen, dass es okkulte Zauberei gibt, die in Gottes Augen gefährlich und sündhaft ist. Da das Publikum dann ja auch im Rahmen der Vorstellung mit falschen Behauptungen des Künstlers („wie Sie sehen, ist der Zylinder völlig leer!“) rechnet, halte ich dies für eine Art Spiel. Ich habe noch nie beobachten können, dass Kinder durch eine solche „offene“ Art der „Lüge“ zum Lügen animiert werden. Durch die Warnung vor „echtem“ (okkultem) Zaubern wird auch gerade nicht der Weg zum Okkultismus gebahnt, sondern oft eine Möglichkeit geebnet, über dieses brisante Thema aus biblischer Sicht aufzuklären.
Es gibt zu dem Thema sicher noch sehr viel zu sagen, zum Beispiel dass in der Bibel ja auch „Magiere“ auftreten, die durchaus positiv dargestellt werden (die sogenannten „Weisen“ aus dem Morgenland, die das neugeborene Jesuskind in Bethlehem suchen, heißen im griechischen Originaltext der Bibel „magoi“, also Magiere). Auf der anderen Seite sehen Christen kein Problem im Beruf der „Apotheker“, die im Griechischen aber „Pharmakoi“ heißen. Und solchen Pharmakoi bleibt laut Bibel der Zugang zum Himmel verwehrt (siehe einleitende Bibelstelle aus Gal. 5,19-21, die genau diesen Begriff im griechischen Originaltext für „Zauberei“ stehen hat). Kein Christ würde aber aus dieser Wortwahl den Schluss ziehen, dass Menschen, die als Apotheker arbeiten, etwas Unchristliches tun.
Wie man sieht, Begriffe der Bibel und ihre Übersetzungen sind durchaus nicht so unzweifelhaft ohne Interpretation anwendbar.